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Spätsaat im Mais

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Es gibt viele Gründe, eine Spätsaat im Mais durchzuführen.

  • Nach dem 1.Schnitt Ackergras oder nach Grünroggen
  • Als Zweitfruchtmais nach GPS-Roggen, Wintergerste, Wintererbsen oder, wo möglich, Frühkartoffeln
  • Wenn vorher aufgrund der Witterung Bodenbearbeitung und Aussaat nicht möglich waren
  • Nach Umbruch als Neuansaat

Allgemein wirkt sich ein früher Aussaattermin sehr positiv auf den Ertrag aus und wird gerade bei unseren Zahnmaissorten empfohlen. Deutlich weniger Ertrag gibt es bei Saatterminen ab Mitte bis Ende Mai.

Je später die Aussaat erfolgt, desto mehr nimmt die Pflanzenlänge nimmt zu und der Ertrag fällt ab. Dafür ist in der Regel das Auflaufen um so schneller. Besonders in kühlen Klimazonen können daher auch noch Aussaattermine Anfang Mai zu guten Erträgen führen.

Mais kann durch die spätere Aussaat bei deutlich wärmerem Wetter zum 6.Blattstadium mehr Kornreihen pro Kolben anlegen. 2019 zeigte die Spätsaat in unserem Versuch in der Regel 2 Kornreihen mehr. Dadurch und durch die geringere Masse lag der Stärkegehalt im Schnitt um 2,7% höher als bei der Normalsaat. Die Pflanzen wurden nach einem sehr sonnigen Oktoberwochenende am 29.10.2019 mit deutlich weniger Zuckergehalt geerntet. Einige Sorten kamen in der Spätsaat auf höhere Stärkeerträge als in der Normalsaat.

Abb1. und 2 : Normalsaat (19.04.2019) und etwas spätere Saat (6.05.2019) in 21641 Apensen: mehr Kornreihen mit Spätsaat (linke Kolben); Stärkeerträge und Abreife
Abb1. und 2 : Normalsaat (19.04.2019) und etwas spätere Saat (6.05.2019) in 21641 Apensen: mehr Kornreihen mit Spätsaat (linke Kolben); Stärkeerträge und Abreife

Mais kann bei später Aussaat das Wachstum und die Entwicklungsstadien so anpassen, dass die Blüte mit einer geringeren Wärmesumme als bei früherer Aussaat erreicht werden kann. Erfahrungsgemäß ergibt sich so aus einem 2-wöchigem Unterschied im Aussaattermin ungefähr eine Woche Unterschied im Erntetermin.

Sortenwahl nach Reifezahl:

Bei einer sehr späten Aussaat ab Mitte Mai sollten Sorten mit etwas früherer Reife als üblich angebaut werden. Diese bringen zwar in der Regel weniger Ertrag als Sorten einer späteren Reife, dafür ist aber die Abreife sicherer. Gerade bei Körnermais ist eine gute Abreife bzw. ein niedriger Wassergehalt bei hohen Trocknungskosten wichtig. Bei einer späten Aussaat sollte generell vermehrt auf die Gesundheit der Sorten geachtet werden. Sorten, die wenig anfällig für Blattkrankheiten oder Stängelfäule sind, sind hierfür besser geeignet.

Wird Mais später als Mitte Juni gelegt, ist in einem kalten Sommer und Herbst nicht mehr sicher, dass der Mais auch reif wird.

Bei einer Aussaat ab Ende Mai bis Mitte Juni sind gerade auf kühleren Standorten speziell für die Spätsaat geeignete Sorten zu empfehlen.

Eine Sorte für die Spätsaat sollte folgende Merkmale besitzen:

  • Eine rasche Jugendentwicklung
  • Eine gute Hitzetoleranz
  • Eine gute Trockenheitstoleranz, falls es auf diesem Standort zu Sommer- oder Frühsommertrockenheit kommen kann
  • Eine gute Blattgesundheit (bei spät gesäten Beständen ist bei vermehrtem Auftreten von Blattkrankheiten die Gefahr von Blattverlusten erhöht)
  • Eine gute Toleranz gegen Stängelfäule
  • Eine passende und sichere Abreife für die verbleibende Vegetationsperiode

In einem Jahr mit einigen sehr kalten Septembernächten und einer verzögerten Abfreife wie 2021 ist der Anbau einer spätsaat-geeigneten Sorte besonders wichtig. In unserem Versuch auf einer kühlen & windigen Lage in Apensen war die Abreife bis Ende Oktober selbst für die frühen Sorten in der Spätsaat ein Problem, während sie in 2019, wie oben dargestellt, sehr gute Stärkegehalte hatten.

 

Abb3. : Normalsaat und Spätsaat 2021 in 21641 Apensen:
Abb3. : Normalsaat und Spätsaat 2021 in 21641 Apensen:

in einem Jahr mit extrem verspäteter Abreife durch kalte Nächte sind die frühesten und ertragreichsten Sorten im Vorteil.

Spätere Ernte

Eine Spätsaat führt immer zu einer späteren Ernte. Der Blattaparat muss bei Silomais aber intakt bleiben.

Kältestress oder Frost-Risiko bei später Ernte

Mehrere Stunden zwischen ~ 0 – 5 °C führen zu Blattschäden, auch bei Sorten mit sehr gutem Stay Green!

→ Bei kalten Winden in klaren, kühlen Nächten können die oberen Blätter oder die Randpflanzen durch vermehrte Wärmeabstrahlung vertrocknen und verbräunen. Die Pflanzen sehen dann trockener aus, als sie sind. Stängel und Körner können trotzdem noch recht feucht sein.

→ Bei Blattschäden kann es zur Bildung von Mykotoxinen kommen

Sobald die gesamte Pflanze verbräunt, bilden Fusarium-Pilze Toxine – was hilft?

  • Zügige Ernte (die Faserverdaulichkeit sinkt deutlich)
  • Zugabe von Siliermitteln (um dem erhöhten Nacherwärmungsrisiko zu
  • begegnen)
  • Stoppelbearbeitung ist wichtig
  • Fruchtfolge beachten: kein Gras über Winter, kein Weizen nach Mais

Eine an den Standort und den Aussaat- und Erntetermin angepasste Sorte mindert das Anbaurisiko.

Tab.1: spätsaat-geeignete Sorten
Sorte

Silo-

Reifezahl

Körner-

Reifezahl

Neu
P7919 170   NEU Dänemark
P7034 ca. 180 ca. 190  
P7364 190 200 NEU Deutschland
P7381 190   NEU Deutschland
P7647 200   NEU Deutschland
P7460 200 200  
P7948 220 ca. 220