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Spätsaat im Mais

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Manchmal macht die Witterung eine frühe Maisaussaat unmöglich. Im Jahr 2023 war die Maisaussaat im Süden verzögert, im Jahr 2024 vor allem im nassen Nordwesten. Nach den Überflutungen in Süddeutschland stellt sich die Frage, ob Mais noch Mitte Juni oder später angebaut werden kann.

Wird der Mais später als Mitte Mai in den Boden gelegt, sprechen wir von einer echten Spätsaat. Für eine geplante Spätsaat gibt es gute Gründe:

  • Intensivere Flächennutzung nach dem 1.Schnitt Ackergras oder nach Grünroggen
  • Zweitfruchtmais nach GPS-Roggen, Wintergerste, Wintererbsen oder, wo möglich, Frühkartoffeln
  • Wenn vorher aufgrund der Witterung Bodenbearbeitung und Aussaat nicht möglich waren
  • Neuansaat nach Umbruch

Diese Agronomy-Information soll klären, bis wann welcher Mais gelegt werden kann und was dabei zu beachten ist.

Jedes Jahr führt Pioneer am Standort Apensen einen Spätsaatversuch durch. So wissen wir, dass die Effekte jedes Jahr stark schwanken und Vorhersagen schwierig sind.

Je früher die Aussaat desto höher der GTM-Ertrag

Später gesäter Mais kommt mit einer niedrigeren Wärmesumme zur Blüte als früher gesäter. So werden aus 2 Wochen Unterschied beim Aussaattermin nur noch 1 Woche Unterschied beim optimalen Erntetermin. Die Pflanzen der Spätsaat nehmen bereits vor der Blüte weniger Sonneneinstrahlung auf, welches die Photosyntheserate und damit die Trockenmasseproduktion negativ beeinflusst.

Je später die Aussaat erfolgt, desto stärker fällt der Ertrag ab. Dafür ist in der Regel das Auflaufen um so schneller und gleichmäßiger. 

 

Abb. 1: Mais nach der Grünroggen
Abb. 1: Mais nach der Grünroggen

Wie hoch der Ertrag der späteren Aussaat wird, hängt vor allem davon ab, unter welchen Bedingungen die Blüte und die Kornfüllungsphase stattfinden. Kühlere Temperaturen, kürzere und trübe Tage nach der Blüte verringern die Kornfüllung. Der Effekt von geringerer Sonnenstrahlung verstärkt sich noch um eine geringere Nutzungsrate der Strahlung für die Photosynthese und durch niedrigere Temperaturen je später es wird. Je schlechter der Herbst, desto niedriger wird das Tausendkorngewicht der Spätsaaten.

Die gemessene Differenz im GTM-Ertrag zwischen Normal- und Spätsaat schwankt je nach Jahreswitterung stark (siehe Tabelle 1):

 

Jahr Verlust Trockenmasseertrag (da/ha)
bei Spätsaat im Juni
2017 74,4
2019 12,0
2021 14,4
2022 9,9
2023 51,2

Tab.1: Jährlich unterschiedliche Ertragsminderung bei Spätsaat im Juni am Standort 21641 Apensen im Nordwesten (jeweils gleiche frühe Sorten bei Normalsaat und Spätsaat)

Abb2. : Spätsaatversuch 2023 in 21641 Apensen (Niedersachsen), Saat 12.6.2023
Abb2. : Spätsaatversuch 2023 in 21641 Apensen (Niedersachsen), Saat 12.6.2023
Abb. 3: Prüfung Silomais, später Saattermin 27.6.2023, Quelle LFL Bayern, zum Vergleich
Abb. 3: Prüfung Silomais, später Saattermin 27.6.2023, Quelle LFL Bayern, zum Vergleich

Im jährlichen Pioneer-Spätsaatversuch in Apensen werden beide Aussaattermine im Mittel der Sorten bei gleichem TM-Gehalt, gleicher Wärmesumme und gleichem Stärkegehalt geerntet. Der Hauptunterschied zwischen Normalsaat und Spätsaat liegt bei diesen Gegebenheiten im Gesamttrockenmasseertrag. Im kalten Mai und Frühsommer 2023 konnte die früheste Sorte zum Normaltermin den höchsten Stärkeertrag bilden. Unter den wärmeren Bedingungen zur Spätsaat und im Oktober 2023 zur Kornfüllung konnte die Sorten P7818 ihre Platzierung im Stärke- und GTM-Ertrag im Vergleich zur Aussaat unter den kühlen Bedingungen von Platz 7 auf Platz 2 verbessern. Sie empfiehlt sich für Spätsaaten auf warmen Lagen mit gutem Herbstwetter. Auf die raueren Lagen passen frühere Sorten mit besserer Jugendentwicklung. P7647 ist optimal für alle Spätsaaten geeignet.

Reifezahl und Sortenwahl

Bei einer späten Aussaat ab Mitte Mai sollten Sorten mit etwas früherer Reife als üblich angebaut werden. Mit diesen ist die Abreife sicherer. Gerade bei Körnermais ist ein niedriger Wassergehalt aufgrund der hohen Trocknungskosten wichtig. Bei einer späten Aussaat sollte generell vermehrt auf die Gesundheit der Sorten geachtet werden. Sorten, die weniger anfällig für Blattkrankheiten oder Stängelfäule sind, sind hierfür besser geeignet.  

Ab Ende Mai bis Mitte Juni sind nur noch Sorten mit Spätsaateignung zu empfehlen. Dazu gehören neben der frühen Reife auch:

  • Eine rasche Jugendentwicklung
  • Eine gute Hitzetoleranz
  • Eine gute Trockenheitstoleranz, falls es auf diesem Standort zu Sommer- oder Frühsommertrockenheit kommen kann
  • Eine gute Blattgesundheit (bei spät gesäten Beständen ist bei vermehrtem Auftreten von Blattkrankheiten die Gefahr von Blattverlusten erhöht)
  • Eine gute Toleranz gegen Stängelfäule
  • Eine passende und sichere Abreife für die verbleibende Vegetationsperiode

Auf den mittelfrühen Lagen empfehlen sich frühe Sorten bis S 200 (maximal S 220) und auf den späten Lagen Sorten bis S 230 mit guter Blattgesundheit und guter Hitzetoleranz (Tabelle 2):

Sorte Siloreifezahl Körnerreifezahl
P7179 ca. S 170 ca. K 170
P7364 S 190 K 200
P7381 S 190  
P7647  S 200 ca. K 200
P7818   K 220
P8604   ca. K 210

Tab.2: spätsaatgeeignete, frühe Sorten

Das Anbaurisiko für Mais steigt ab Mitte Juni stark an.

Im Juli gesäter Mais wird in der Regel nicht mehr reif, auch nicht bei Reifezahlen von S / K 160 oder 170. 

Bodenfeuchte

Für die Maisaussaat muss der Boden genügend Feuchtigkeit aufweisen, ansonsten verzögert sich das Auflaufen der Pflanzen und die Abreife wird noch später oder gar nicht mehr erreicht. Generell sollte noch genügend Niederschlag für den Mais fallen oder beregnet werden. Auf sehr leichten, sandigen Böden mit generell niedrigen Niederschlägen im Sommer sollte nach Getreide-GPS oder Wintergerste auf Zweitfruchtmais verzichtet werden.

Aussaatstärke / Bestandesdichte

→ Je niedriger die Bestandesdichte desto höher ist in der Regel der TS- und Stärkegehalt. Je mehr sich die Aussaat verzögert, desto dünner sollte der Bestand sein. Werden z.B. Mitte April 8,5 - 9 Körner pro Quadratmeter gelegt, so sollten Mitte Juni nur noch 7,5 Körner gelegt werden.

→ Der Aufschlag zur Aussaatstärke sollte maximal 2% betragen. Bei warm-feuchten Bedingungen kann der Auflauf bis zu 98% der Körner betragen.

Spätere Ernte

Eine Spätsaat führt immer zu einer späteren Ernte. Nicht zu früh ernten.

→ Warme, sonnige Oktobertage müssen für die Kornfüllung ausgenutzt werden.

→ Bei Blattschäden durch Frost oder Krankheiten zügig ernten. Dabei immer den ganzen Bestand einschätzen, nicht nur die trockenen Pflanzen am Rand.

→ Die Zugabe von Siliermitteln födert die Stabilität der Silage.

→ Stoppelbearbeitung für die Feldhygiene ist besonders wichtig nach Krankheiten.

Landwirtin im Feld

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